«Darin steckt riesiges Potential!», meint ein Kollege von mir, als wir uns zum Thema Blockchain austauschen. Und er hat Recht. Schon seit längerem befasse ich mich mit dem Thema und finde Diskussionen über entsprechende Use Cases immer sehr inspirierend. Dass die Versicherungsindustrie diesbezüglich in Bewegung ist, zeigt zum Beispiel die AXA, welche im Mobilitätsbereich auf die entsprechende Technologie setzt und den Auto- Occasionshandel mit all seinen Stakeholdern und der ganzen Wertschöpfungskette revolutioniert (siehe den NZZ Artikel „Die Blockchain schafft neue Netzwerke“).
Einige mögen mir vorwerfen, dass ich mit meiner Vertriebstätigkeit übersehe, dass Blockchain kein Segen für den Verkauf ist. Denn wenn die Kundin alles selber steuern kann und beim Kauf von Auto, Liegenschaft, ärztlichen Leistungen etc. sämtliche Versicherungen selbständig auslöst (wie zum Beispiel bei „fizzy“) - wozu braucht es dann noch eine Beraterin oder einen Berater? Ich finde die Frage berechtigt. Doch ehrlich gesagt befasse ich mich lieber jetzt mit dem Thema und denke in die Zukunft, als dass ich mich von den Auswirkungen der Blockchain Technologie überraschen lasse. Man stelle sich eine Welt vor, die effektiv das Kundenbedürfnis ins Zentrum rückt. Ich, als Kundin, habe die Hoheit über meine Daten, ich bestimme, wem ich sie geben will und zu welchem Zweck und ich habe stets die Kontrolle, wozu diese Daten verwendet werden, weil es eben keine kopierten Daten mehr sind, sondern in einer Blockchain hinterlegte und damit geschützte Informationen. Das ist für mich mehr Segen als Fluch. Doch zurückkommend auf die persönliche Beratung, egal in welcher Branche, hier wird ein Umdenken stattfinden müssen. Die Kundinnen und Kunden werden immer autonomer unterwegs sein. Der Zugang zu Informationen, der ihre Entscheidungen beeinflusst, wird immer besser. Und wenn Google mich besser kennt als ich mich selber, kann Google auch optimale Entscheidungsgrundlagen für mich liefern oder gleich direkt für mich einkaufen bzw. bestellen. Das ist natürlich ein Extrembeispiel. Ich bin überzeugt, dass die Blockchain Technologie auch dem Vertrieb Vorteile bringt. Das mühsame Erfassen von Daten, das Zusammentragen von Informationen, das alles fällt weg bzw. ist dank zentraler Stammdatenhaltung überflüssig. Weniger administrativer Aufwand kann also dazu genutzt werden, sich stärker der Kundenpflege zu widmen. Komplexe Themen erfordern auch in Zukunft eine kompetente Beratung. Und: so sehr mich die Technologie begeistert, das Leuchten in den Augen von jemanden, der mich mit Leidenschaft in etwas berät und das gemeinsame Lachen während eines Gesprächs, das wird so schnell keine Technologie ersetzen können. Und falls das doch schneller kommt, als ich denken kann, dann bin ich in der Verantwortung mich weiter zu entwickeln. Don’t blame the technology!
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Ich gebe zu, als ich das erste Mal vor rund zwei Jahren von selbstorganisierten Teams gehört habe, war ich ziemlich skeptisch. Wie soll das funktionieren, ohne Chefin und wenn niemand in den Lead geht? Erlebt habe ich folgendes: ein Team, dass das Ziel kennt und dieses gemeinsam erreichen will, kann unglaublich viel Energie und Innovation freisetzen und Resultate liefern – die Chefin braucht es zur Richtungs-Lenkung und als Vordenkerin. Entscheiden kann das Team durchaus selber. Warum ich das befürworte?
Unsere Welt wird immer vernetzter und anspruchsvoller, was das Einhalten von traditionellen Hierarchieebenen und Entscheidungswegen ineffizient macht. In einem sehr komplexen Umfeld kann unmöglich jemand allein alle Zusammenhänge erfassen und allein sinnhafte Entscheidungen treffen; mag diese Person noch so intelligent sein. Natürlich ist es einfacher, ein neues Unternehmen aufzubauen und dabei komplett auf Hierarchien zu verzichten, als Hierarchien in bestehenden Firmen abzubauen. Und trotzdem können selbstorganisierte Teams, so wie ich es erleben durfte, auch in Grossunternehmen funktionieren. Dazu braucht es ein neues Führungsverständnis und Verhalten der Chefinnen und Chefs. Es braucht Vertrauen in die Mitarbeitenden, dass diese die Lösung selber finden, umsetzen und die Entscheide im Sinne des Kunden und des Unternehmens fällen. Kurz gesagt: man braucht die Fähigkeit «loszulassen». Das klingt jetzt ziemlich einfach, kann aber für viele Personen, die jahrelang dafür bezahlt wurden, Entscheide zu treffen, die Informationshoheit zu besitzen und zu sagen, wo’s langgeht, eine echte Herausforderung darstellen. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass nur 20 % der Menschen genetisch bedingt Spass an Neuem haben (da habe ich ja Glück gehabt). Für die anderen 80 % ist der Wunsch nach Veränderung sehr gering. Wenn Menschen an bestehenden Strukturen klammern, vorhandene Entscheidungs- und Informationshoheiten kultivieren, dann wird eine Transformation schwierig. Führungskräfte sollten also mit gutem Beispiel vorangehen. Loslassen lohnt sich. Für alle Beteiligten. Man denke da nur an Eric Klinger, ein amerikanischer Motivationspsychologe, der sagt: "Das Ablösen von Zielen, das Loslassen vom Wichtigem kommt einem psychischen Erdbeben gleich. Den grossen Schatz, den es womöglich zutage fördert, können wir erst erkennen, wenn sich die dabei aufgewirbelte Staubwolke wieder gelegt hat." Jede Veränderung ist eine Chance - können Sie diesen Satz auch nicht mehr hören? Wenn Sie tagtäglich mit einem sich verändernden Umfeld zu tun haben, kann einem eine solche Aussage mit der Zeit ziemlich auf den Geist gehen. Die meisten verdrehen wohl schon die Augen, wenn sie den Satz hören. Nun ja, so banal der Satz ist, er hat durchaus seine Berechtigung. Wenn Sie Mitarbeitende in einer Transformation führen dürfen, empfiehlt es sich trotzdem von solchen Floskeln Abstand zu nehmen. Die Menschen, die ihr Verhalten ändern bzw. den neuen Gegebenheiten anpassen müssen, wollen keine "Weisheiten" hören, sie wollen mit ihren Ängsten verstanden werden. Was wäre demnach erfolgsversprechender?
Meine Erfahrung lehrt mich, dass es sich lohnt, sich erst zu vergewissern, ob die Ausgangslage und das Zielbild jeder Person klar ist und verstanden wurde. Dazu ist es hilfreich, keine Annahmen zu treffen, sondern die Betroffenen konkret zu fragen. Mich persönlich interessiert es zudem, was die Ankündigung einer Veränderung bei den Betroffenen auslöst. Ich bin überzeugt, dass ehrliches Interesse am Gegenüber Sicherheit und Vertrauen schafft. Für mich ist das die Grundlage einer erfolgreichen Transformation. |
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Dezember 2021
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