Ein Nachruf. Im Zuge der Industralisierung, als die grossen Fabriken entstanden und es wenigen Auserwählten gelang, sich vom Fabrikarbeiter, zum Vorarbeiter, zum Teamleiter und am Ende zum Fabrikchef hochzuarbeiten, war die Geburtsstunde des Führungs-Alphatierchen.
Das Alphatierchen verstand es, die Ellbogen rechtzeitig auszufahren, den Informationsfluss zu kontrollieren, Arbeitsabläufe festzulegen und akribisch deren Einhaltung zu kontrollieren. Das Alphatierchen oder eben der Fabrikchef hatte das Sagen. Das war wie ein Gesetz. Fabrikarbeiter*innen unteren Ranges hatten den Anweisungen zu folgen, egal wie sinnhaft die Vorgaben waren. Und es funktionierte tatsächlich. Viele liessen sich motivieren, in dem sie eine Perspektive auf eine Karriere in der Fabrik hatten. Andere waren dankbar, wenn das Alphatierchen das Denken übernahm und sie einfach die Arbeiten ausführen mussten. Und das Alphatierchen war glücklich, wenn es über die Fabrikhalle schaute und seine fleissigen und fügsamen Fabrikarbeiter*innen beobachtete, schliesslich war das seine Fabrik und seine Mitarbeitenden. Heute stehen viele Fabrikhallen leer, denn die Produktionsweisen haben sich verändert, das Einkaufsverhalten der Kundinnen hat sich gewandelt, die Globalisierung hat den Wettbewerb verschärft und die Digitalisierung hat dazu beigetragen, dass die Fabrikarbeiter*innen plötzlich über Informationen verfügen, die es ihnen erlauben, selber zu denken und zu handeln und einen direkten Einfluss auf die Produktion von Gütern oder Dienstleistungen zu nehmen. Die besten Innovationen und die effizientesten Prozesse entstehen plötzlich nicht mehr dort, wo ein Chef (oder eine Chefin) alles kontrolliert, sondern wo die Fabrikarbeiter*innen erkennen, welchen konkreten Beitrag sie leisten und ihn gemeinsam, unter Einbezug der individuellen Stärken des gesamten Teams, zur Freude der Kunden umsetzen. An dem Tag, als das Team der Fabrikarbeiter*innen erkannte, dass sie effizienter und erfolgreicher die Kundenbedürfnisse erfüllen konnten, indem sie eigenverantwortlich und selbstorganisiert im Sinne ihrer Kunden handelten, sich selber informierten und als Team mit ihren vielfältigen Ideen und Stärken entschieden, was die im Moment beste Lösung sei - das war der Tag, an dem das Alphatierchen starb. Es war auch der Tag, an dem die Hierarchie in der Fabrik ein Ende fand, da sie ein Relikt vergangener Zeiten war. Es war eine spannende Zeit. Behalten wir das Alphatierchen in bester Erinnerung.
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Die Leute stehen fasziniert vor den einmaligen Bildern von Pablo Picasso und tauschen sich leise, aber angeregt über die ersten Werke des Künstlers aus. In Riehen bei Basel findet zur Zeit die Ausstellung „Blau und Rosa: Die Farben des jungen Picasso“ statt. Die Ausstellung ist absolut sehenswert.
Besonders beeindruckend ist die Tatsache, dass der junge Picasso zu Beginn seiner Künstlerkarriere einen zarten und emotionalen Malstil pflegte. Inspiriert durch einen intellektuellen Freundeskreis, gelang er danach zum Kubismus. Eine intellektuelle Malerei, die Poesie nicht nur abbildet, sondern selbst Poesie ist, wie die Sonderpublikation „WELTKUNST“ erläutert. Die Ausstellung zeigt Picassos Vorstudien in Sachen Kubismus, was sehr interessant ist. Persönlich berührt hat mich zu erfahren, dass der junge Picasso 1901 ein besonders schweres Jahr erlebte. Zu Beginn von 1901 beging sein Freund Selbstmord. Wenige Monate später konnte er den ersten grossen Erfolg in Paris feiern. Grösstes Leid und später die enorme Freude - es war ein bewegendes Jahr für ihn. Die Werke aus dieser Zeit strahlen die Vielschichtigkeit seiner Emotionen aus. Seine Erfolgsphase hielt jedoch vorerst nur kurz an. Wenige Monate später hatte er sein ganzes Geld bereits verbraucht. Es ist erstaunlich, wie Picasso trotz finanzieller Schwierigkeiten nicht aufgibt. Er setzt sein Schaffen in Barcelona fort, um dann 1904 wieder nach Paris zurückzukehren. Dieses Dran-Bleiben, Nicht-Aufgeben und an sich glauben, hat mich bewegt. Ständig ändert er seinen Stil, um dabei zu sich selber zu finden. Und ich frage mich, wie arbeiten wir? Können wir von Picasso’s Haltung zur Arbeit etwas lernen? Damit wir in der agilen und hoch dynamischen Arbeitswelt bestehen können benötigen wir Schlüsselkompetenzen, die Picasso verinnerlicht hatte: Anpassungsfähigkeit, Flexibilität (auch örtliche), stete persönliche Weiterentwicklung, emotionale Ausdrucksfähigkeitund Freude am Tun und Ausprobieren. Und nicht zuletzt, diese tiefe Überzeugung, das Richtige zu tun und dadurch in sich selbst zu ruhen. Denn je stürmischer die agile Arbeitswelt um uns herum tobt, desto stärker brauchen wir unsere inneren Ressourcen, um fokussiert zu bleiben. |
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Dezember 2021
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