Es ist immer noch angesagt, eine «Fuck-up» Party zu besuchen. Ende August fand eine «Fuck-up Night» in Basel statt. In Zürich war es bereits im Mai soweit und auch diverse Firmen, so höre ich im Bekanntenkreis, veranstalten intern solche Veranstaltungen. Es geht darum, hinzustehen und einem breiteren Publikum vorzutragen, welches Projekt oder welches Geschäftsmodell ins Leben gerufen wurde, Unmengen an Ressourcen verschlungen hatte und dann gnadenlos an die Wand gefahren wurde. Man spricht über Dinge, die man normalerweise lieber geheim hält. Wer will schon damit angeben, Fehler gemacht zu haben. Das braucht wirklich Mut.
Doch gerade dieses Hinstehen und Zugeben (anstatt Vertuschen und Totschweigen) kann einerseits sehr befreiend sein, und andererseits hat es den grossen Vorteil, dass auch die Zuhörer/innen aus den gemachten Fehlern lernen können. Erfolgreiche Unternehmen weisen eine positive Fehlerkultur aus. Agile Projekte, wie ich sie erfahren durfte, haben den grossen Vorteil, dass man sich in regelmässigen Retroperspektiven Zeit nimmt, über Fehler zu sprechen, damit man sie nicht wiederholt. Auf sogenanntes «Fingerpointing» wird konsequent verzichtet. Was zählt, ist die Lösung und das Ergebnis im Sinne der Kundin bzw. des Kunden. Eine Fehlerkultur entwickelt sich und kann meiner Meinung nach nicht angeordnet werden. Am Ende ist es eine Haltung, die man einnimmt und diese muss aus einer inneren Überzeugung entstehen. Ich mache ein Beispiel: Ich berufe eine Sitzung ein, doch einer der Sitzungsteilnehmer fehlt und erscheint ein paar Minuten zu spät. Ich ärgere mich und betrachte dies als einen Fehler. Doch besser würde ich mich fragen, wieso mich das Ganze ärgert. Ich könnte ja auch annehmen, dass die Person ein wichtiges Telefonat mit einer Kundin führen musste und deshalb zu spät kam. So betrachtet ist der Ärger in keinem Verhältnis zum Nutzen dieser Verspätung. Ich muss also mein Denkmuster ändern und die Emotionen umdrehen, wenn ich offener gegenüber Fehlern sein möchte. Das ist die grosse Herausforderung. Solange noch bestehende Denkmuster vorhanden sind, ist es schwierig eine echte Offenheit gegenüber Fehlern und den daraus entstehenden Chancen zu erkennen. Wo ich gescheitert bin? Zum Beispiel mit meinem kleinen Reisebüro vor über 15 Jahren. Die Prozesse waren zu wenig end-to-end durchdacht. Das Onlinereisegeschäft kam gerade stark ins Rollen, doch ich hatte es viel zu wenig zu meinem Vorteil genutzt und ich war zu wenig fokussiert indem, was ich angeboten hatte. Ich bereue nichts. Das, was ich in dieser Zeit gelernt habe ist unbezahlbar und ich weiss, dass ein Fehler durchaus auch ein Gewinn sein kann.
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Dezember 2021
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